Im neuen, von Ina Golub schick adaptierten "Golub Art & Design Space" im Galerienviertel hinter dem Wiener Museumsquartier wurden nach der Eröffnung der Galerie zuerst eigene Werke ausgestellt: Portraits aus dem „Big Apple“ New York, wo Ina mehr als fünfzig Jahre gelebt hat. Danach stellte Golub jungen Künstlern ihre Galerie zur Verfügung, damit sie ihre Arbeit früher dem Publikum präsentieren konnten, als es ihr selbst vergönnt war. Die ernsthafte und respektvolle Auseinandersetzung mit den einzelnen Künstlern und ihren Werken war ihr immer ein besonderes Anliegen
Geprägt durch die Zeitumstände
Zur Malerei kam Golub viel später als ursprünglich gedacht. Dabei wusste sie nach eigener Aussage bereits "im Alter von zwei Jahren", dass sie Malerin werden wollte. Mit einer Ausnahmegenehmigung wurde sie schon mit fünfzehn an der Wiener Frauenakademie aufgenommen. Dort war sie Schülerin der Maler-Professoren Ferdinand Kitt und Ferdinand Brunner sowie des bekannten Wiener Werkstätte-Künstlers Bertold Löffler und erlernte unter anderem die Kunst der Porzellanmalerei. Danach arbeitete sie als Komparsin und Kostümbild-Assistentin bei der Wien-Film, später als Korrespondentin einer Modezeitschrift in Berlin. 1945 folgte sie ihrem ersten Mann Sergej, einem Architekten, nach München und später in die USA.
Erfolg in den USA
Nach der Scheidung 1955 kehrte sie in die angewandte Kunst zurück. Sie baute als preisgekrönte Beleuchtungsdesignerin die "Brite Lite Lamps Corporation" mit dem Flagship Store auf der Fifth Avenue in New York mit auf. 1965 heiratete sie den Firmeneigentümer Lenny Golub (verstorben 2002). Zusammen reisten sie jedes Jahr nach Florenz, um edles Porzellan zu kaufen, aus dem die Künstlerin in New York mit ihrem Team exquisite Lampen designte. Bis in die späten Siebziger ließ ihr der Einsatz für das Unternehmen kaum Zeit für die Malerei. Nach dem Verkauf der Firma konnte sich Ina Golub endlich voll und ganz ihrer Leidenschaft widmen.
Portraits aus dem Big Apple
Golub malte, was sie sah – und das mit hohem technischem Können und präziser Beobachtungsgabe. Menschen, die das New Yorker Stadtbild prägen, mit Gesichtern, die das Leben schrieb. Von der White American Princess bis zur gealterten Beauty, vom Football-Champion bis zur militanten Lesbe ist (fast) alles vertreten. Ein Panorama amerikanischer Typen, quer durch alle sozialen Schichten, schwarz wie weiß - Golub betrachtet ihre Modelle mit der Weisheit einer lebensklugen Frau: immer liebevoll, jedoch nicht selten mit leiser Ironie.
Im Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren entstanden Aquarelle, Pastelle und Zeichnungen, großformatige Ölgemälde in kraftvoller Malweise und leuchtenden Farben. Ina Golub bevorzugte eine starkfarbige und dichte, gegenständliche Malweise, wie sie seit mehreren Jahren auch bei jungen Vertretern zeitgenössischer Malerei als Gegenpol zur jahrzehntelang dominierenden Abstraktion angesagt ist. In Golubs Bilder sind auch Eindrücke der Malerei amerikanischer New Realists verwoben, die den US-Alltag in akribisch genauer Darstellung wiedergeben. In New York fand Ina Golubs Malerei rasch Anerkennung. Sie nahm an diversen Ausstellungen teil, u. a. am Metropolitan Museum of Art, am Museum of Modern Art, N.Y. und an der Nassau Art School. Ihre Bilder sind in mehreren amerikanischen Privatsammlungen (Rosenberg, Liechtenberg, Kramarsky) vertreten. In Wien erfüllte sie sich mit der Eröffnung ihrer eigenen Galerie einen Jugendtraum und präsentierte im Golub Art & Design Space dem Wiener Publikum zum ersten Mal ihre Malerei.
Wien-Heimkehrerin Ina Golub: Start der zweiten Karriere mit 81 Jahren!
- Opening mit Bilderzyklus: Ina Golub - American Style
- Golub Art & Design Space, Breitegasse 19, 1070 Wien.
Eröffnung am 19. Oktober 2006, 18 Uhr 30.
Eine alte Dame setzt Zeichen in Wien
Ina Golubs Initiative war in mehrfacher Hinsicht beachtenswert:
- sie bewies, dass man an seinen Träumen festhalten soll.
- sie gab ein Beispiel dafür, dass "Senior Citizens" keinesfalls so alt sind, wie die Gesellschaft sie glauben
macht, und
- sie blickte über den Tellerrand ihrer eigenen Arbeit hinaus und setzte in ihrer Heimatstadt, in einem vitalen, jungen Kunstquartier, mit hohem persönlichen Engagement und in Privatinitiative Impulse zur Förderung junger Künstler.
Ein Leben lang träumte Ina Golub von einer Künstlerkarriere. Nach der Rückkehr in ihre Heimatstadt konnte sie diesen Traum endlich verwirklichen. Mit großer Leidenschaft widmete sie sich weiterhin der Arbeit an eigenen Werken, insbesondere aber auch der Förderung junger Künstler.
Ina Golub ist 2010 im Alter von 84 Jahren verstorben. Die Galerie Golub Art & Design Space wird in ihrem Sinne weitergeführt mit einem Schwerpunkt auf kubanischer Kunst.